Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir möchten die Information unserer Gewerkschaft zu den gestern unterbrochenen Verhandlungen hiermit weitergeben:
Die SWÖ Kollektivvertragsverhandlungen wurden am 17.02.2020 leider ergebnislos unterbrochen.
Wir haben versucht die Forderung nach der Arbeitszeitverkürzung mit den Arbeitgebern verhandelbar zu machen und haben folgenden Etappenplan vorgeschlagen:
2020 Gehaltserhöhung 2,5%
2021 Arbeitszeitverkürzung von 1,5 Stunden und Abgeltung der Inflationsrate
2022 Gehaltserhöhung in der Höhe des Eineinhalbfachen der Inflationsrate
2023 Arbeitszeitverkürzung von 1,5 Stunden und Abgeltung der Inflationsrate
Mit dieser Forderung wollen wir folgendes erreichen:
- für Vollzeitbeschäftigte mehr Freizeit. Mehr Zeit, um die Akkus wieder aufzuladen, mehr Zeit für Familie und Freizeitgestaltung.
- für Teilzeitbeschäftigte ein höheres Gehalt. Das heißt gleich viele Stunden arbeiten, jedoch mehr Gehalt dafür bekommen.
Als Reaktion haben uns die Arbeitgeber mittgeteilt, dass sie über unsere Forderung nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden Wochen nicht verhandeln wollen, jedoch zu einer Verbesserung der Arbeitsrahmenbedingungen bereit sind. Leider ist den Arbeitgebern dazu nur eine Lohn- und Gehaltserhöhung eingefallen:
2020 Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,7% mit 01.03.2020 (was eigentlich nur 2,475% bedeutet)
2021 Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,7% mit 01.02.2021.
Das Angebot beinhaltet keine generelle Arbeitszeitverkürzung. Uns geht es darum, die Arbeitsbedingungen auf Dauer zu verbessern. Eine reine Lohn- und Gehaltserhöhung bringt keinen Systemwechsel für die Beschäftigten. Die Arbeitszeitverkürzung hat in unserer Branche in Form von Teilzeitbeschäftigung bereits stattgefunden. Die Kosten dafür tragen die Beschäftigten ganz alleine.
Seitens der Arbeitgeber wird immer behauptet, dass wir einen generellen Fachkräftemangel haben. Dies stimmt einfach nicht. Vielmehr haben wir ein großes Fachkräftepotential in Form von Teilzeitbeschäftigung. Ein Beschäftigungsausmaß von 50% bedeutet auch, dass 50% der Arbeitskraft nicht eingesetzt wird. Auch die Registrierung der Gesundheitsberufe hat gezeigt, dass sich im Bereich der Pflege ca. 40.000 Menschen registriert haben, jedoch den Beruf NICHT ausüben. Es wäre an der Zeit sich mit der Frage zu beschäftigen, warum diese Menschen den Beruf bereits verlassen haben?
Uns ist bewusst, dass die Arbeitszeitverkürzung ein sehr mutiger Schritt ist. Wir sind jedoch zu tiefst überzeugt, dass es Mut braucht, um sich den Herausforderungen der Branche zu stellen. Wir bleiben dran.
Aus diesem Grund werden wir unsere gewerkschaftlichen Maßnahmen in den nächsten Tagen verstärken. Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 02.03.2020 werden in ganz Österreich Aktionen, Warnstreiks und Streiks stattfinden.